Feinkunst Krüger, Hamburg Gumsenplü

Groupshow with Björn Holzweg, Patrick Farzar and Nils Knott at Feinkunst Krüger.


Galerist Ralf Krüger:

Die Idee einer Skulpturen Ausstellung befand sich schon seit geraumer Zeit im Kopf des Galeristen und auch die beiden Hamburger Künstler Björn Holzweg und Nils Kasiske hatte er seit längerem im Visier und auf der Liste für eine Ausstellung. Beide sind akribisch und sehr fein arbeitende Künstler, die sich im weitesten Sinne im Feld der Street Art Kultur bewegten, und dort ihre Ursprünge haben. Nun musste zu diesen feinen Arbeiten ein etwas „schmutziger, trashiger“ Gegenpart gefunden werden. Dieses gelang dann, mit dem seit langem vom Galeristen sehr geschätzten, Nils Knott und dem Feinkunst Krüger Haus- und Hofkünstler Patrick Farzar sehr schnell.

Als die Besetzung feststand wurden alle vier Künstler in einen Kleinbus geladen und flugs nach Gumsenplü transportiert, um dort für einige Monate, in totaler Abgeschiedenheit und ohne Ablenkung, untergebracht und zur Arbeit gezwungen zu werden. Heraus kam eine sich aufs wundervollste ergänzende Ausstellung, in welcher die Skulpturen die Vormachstellung gegenüber den Bildern an der Wand behaupten.
Akribisch gearbeiteten Werken von Holzweg und Kasiske stehen hier dreckigen, aber vermeintlich nutzvollen, Werken Farzars und dunklen Prozessionen merkwürdigst zusammengestellter Figuren von Knott gegenüber. Dazu finden sich Werke starker Farbigkeit an der Wand. Nun ist es am Betrachter zu entscheiden ob sich der Aufwand und die Schinderei der strapaziösen Wochen in Gumsenplü wirklich gelohnt haben.

Nils Kasiske arbeitet seit über 10 Jahren als freier Illustrator und Künstler. Er studierte Literaturwissenschaften und Medienkultur in Hamburg und absolvierte 2009 ein Gastsemester am Frankfurter Städel in der Klasse von Christa Näher.
Kasiske arbeitet mit verschiedenen Techniken und Medien, von Holz bis Kunsstoff. In seinen Arbeiten setzt er sich vor allem mit Erscheinungen des Kommunikations- und Medienzeitalters auseinander. Seine Bilder und Skulpturen werfen einen zynischen Blick auf zeitgenössische Eventinszenierungen sowie Konsum- und Unterhaltungskultur. Trotz der sichtbaren Kritik daran, geht es ihm vor allem um die Widersprüche, denen unser tägliches Leben und Handeln zwischen dem Wissen über soziale Missstände und individuellen Wünschen oder ästhetischen Reizen ausgesetzt ist.
Zu seinem umfangreichen Zyklus “The Songbird’s Suicide” erschien 2009 ein Buch im Verlag Gudberg.

GUMSENPLÜ Flyer

 

 

Deichtorhallen Hamburg Blickfang Catalogue

Nils Kasiske ist Bildhauer, Maler und Illustrator. Zu seinem Zyklus lebensmüder anthropomorpher  Singvögel erschien 2009 im Hamburger Gudberg Verlag das Buch “ A Songbird’s Suicide“.
Darin geht es sowohl um persönliche Schicksale, als auch um das Wechselspiel zwischen Rebellion und Hype, Selbstdarstellung und Selbstfindung, Gier und Reduktion. Darstellungen tragischen Inhaltes enthalten bei Kasiske oft eine gewisse Komik. Filigrane Zeichnungen dicklicher Menschen-Vögel zeigen beispielsweise den sterbenden Jimi Hendrix und die Leiche Andreas Baaders. Ein Vogel stellt den Fondsverwalters Liliane Bettencourts dar, der sich an seinem Schreibtisch, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, die Pulsadern aufschnitt. Und auch die zweite Ehefrau Stalins, die sich 1932 erschoss, hat als depressiver Songbird ihren Platz in Kasiskes Werk.
In jüngster Zeit machte er mit kleinen realistischen Skulpturen auf sich aufmerksam und setzte seinen Songbird Zyklus mit Holzarbeiten fort.
Seine erste Einzelausstellung hatte er 2007 in der Hamburger Vicious Gallery. Seitdem hat er an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, unter anderem in Berlin, Paris und zuletzt in Kopenhagen. Im kommenden Oktober zeigt er seine neuesten Arbeiten in der Galerie Feinkunst Krüger gemeinsam mit drei anderen Hamburger Künstlern unter dem Titel „Gumsenplü“.
Als Künstler und auch als erfolgreicher Illustrator weist Nils Kasiske bei hoher Produktivität ein vielseitiges Spektrum auf. Im letzten Jahr zeichnete er unter anderem das Storyboard für den kommenden Kinofilm des Hamburger Regisseurs Fatih Akin „The Cut“.
Die Idee zu einer, mit einem Fliegenfänger versehenen Lampe, an dem seine Songbirds qualvoll zugrunde gehen, kam ihm schon vor geraumer Zeit. Bereits als Kind faszinierten und verstörten ihn die, häufig unter Deckenlampen angebrachten, Fliegenfänger gleichermaßen. Dass harmlose Lebewesen von verlockenden künstlichen Duftstoffen verblendet und angezogen werden, um dann, wie gelähmt, ein grausames Ende zu finden, ist eine deutliche Metapher auf  die heutige Zeit. Die diesjährige Blickfang-Messe gab ihm die Gelegenheit seine Idee in Form einer gigantischen Installation  in die Tat umzusetzen.