Friendly Footage / Group Exhibition

Footage bezeichnet ursprünglich das rohe Ausgangsmaterial für den Filmschnitt. Der Begriff fand bald Eingang in die Kunst , z.B. als „found footage“, das Bildwelten aus gefundenem Material beschreibt.
Ein Unterschied in der Ästhetisierung im Umgang von Art-Footage und Film-Footage liegt im Wesentlichen im Editieren des narrativen Erzählstrangs, also in den Möglichkeiten und Techniken des Schnitts beim Spielfilm.
„Friendly Fire“ bezeichnet im Militär-Jargon den Beschuss durch die eigenen Truppen. Der Begriff „Friendly“ im Titel bezieht sich auf den „freundlichen Beschuss“ der Kunst mittels Hinterfragen und Neucodierung des filmischen Materials, quasi als „freundliche Übernahme“.
Die Ausstellung geht anhand ausgesuchter Positionen den zahlreichen Bezügen nach, die zeitgenössische Kunst mit dem Genre Spielfilm verbindet. Sie fragt nach den Realitäts- und Fiktionsvorstellungen in Spielfilmen, die in der Kunst ihre Reflexion oder ihr Weiterleben führen: welche Zitate, welche Metaphern oder Konstruktionen finden in der bildenden Kunst ihre Fortsetzung oder ihren Widerhall? Und welche konkreten und realitätsnahen Verweise finden dort ihren Niederschlag?

Beiden Genres, Spielfilm und Kunst liegt ein kollektives Bildgedächtnis zu Grunde. Spielfilme und Bilder sind ihrem Publikum bekannt und von ihnen regelrecht verinnerlicht. Die Ausstellung bezieht sich auf dieses kollektive Kennen, spielt mit Assoziationen, Bezügen und Atmosphären. Mit ihm lassen sich unmittelbar Beziehungen zu konkreten Schlüsselszenen, Stimmungen oder Fragmenten herstellen. Die im Spielfilm häufig verwendete opulente Bildarchitektur mit dessen Schau- und Handlungsfenstern ist ebenfalls in der Kunst bekannt.

Die eingeladenen Künstler widmen sich einerseits den Handlungs-, Raum- und Beziehungsgefügen, andererseits den atmosphärischen Grundstimmungen. Ihnen geht es oftmals weder um eine Wiedererzählung einer filmischen Handlung, noch um ein Remake oder eine bloße Kommentierung von Spielfilm, noch um eine intellektuelle Rehabilitierung des Spielfilms durch die Kunst. Die teilnehmenden Künstler benutzen den Spielfilm als Inspirationsquelle, als eigenständiges Footage-Material und katalysieren einzelne Essenzen zu eigenständigen Werken – mit und ohne direkten Wiedererkennungswert. Die Bandbreite des Umgangs und der Rückkopplung mit dem Medium Spielfilm ist immens groß, diese fängt beim Integrieren an und hört beim Entzweien und Destabilisieren auf. Die Kunstwerke verdichten komplexe filmische Sachverhalte und Atmosphären zu Einzelbildern, Bildserien, Objekten und digitalen Techniken.

Die Ausstellung „Friendly Footage“ zeigt in der Wachholtz-Villa sowie in der Gerisch-Galerie ernsthafte bis augenzwinkernde künstlerische Positionen.

Mit freundlicher Förderung der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein

Galerie Gerken

Tinka Bechert und Nils Kasiske @galerie gerken

Opening : 11.03.2016, 6 p.m. – 9 p.m.
Introduction : Helene Bosecker
Exhibition : 11.03.2016 – 21.04.2016

Reading : 18.03.2016, 6.30 p.m. Björn Kuhligk
Artist Talk : 02.04.2016, 5.00 p.m.

Nils Kasiske conjures up and mocks passing fashions and current hype. His work connects classical and contemporary iconographies in amusing exaggerations. Image cultivation and stardom are presented in an ironic manner that ridicules the longing for role models and authority figures.
Kasiske´s current body of work samples various styles of established artists. Undermining the idolization of celebrity, he replaces it with sharp irony: Jesus Christ, Snoop Dog, Angela Merkel and the remote control are all equally holy- you can pick and choose your idol- whatever suits.
And Kasiske´s featherlight crumpled up piece of paper is weightier than you think.

Nils Kasiske beschwört und verspottet die alten und neuen Geister des Hype. In Stil und Thema fügt er klassische und zeitgenössische Ikonen unserer Zeit zusammen. Dem Phänomen der Überhöhung anderer und des Selbstkultes verleiht er amüsante Formen und präsentiert so die Lächerlichkeit an der ewigen Sehnsucht nach Autoritäten. Kasiske sampelt in einem Teil seiner aktuellen Arbeit berühmte Stile etablierter Künstler. Seine dreiste Form der Anerkennung untergräbt blinde Anbetung und stellt die ironische Anbetung, ein typisches Phänomen unserer Zeit, ins Rampenlicht. Jesus Christus, Snoop Dog, Angela Merkel und die Fernbedienung sind irgendwie heilig. Je nach Bedarf. Nicht mehr, nicht weniger. Aber auch eine zerknüllte Papierkugel wiegt bei Nils Kasiske schwerer als man denkt.

Tinka Bechert´s work explores the relationship of history and science, of memory and of past and present. Complex pictoral space reveals the absurdity of human nature as reality and potential. A distinct sense of humor counteracts the unsettling ups and downs of these alternate worlds. Like a recently opened window, Bechert´s paintings, collages and drawings offer dramatic new vistas. Floating, shimmering color meets form and figure. Anchoring both stability and instability as elements, these delicate balancing acts of abstraction and figurative elements are held together by a quietly poetic and assured confidence.

Die Kunst von Tinka Bechert ergreift das Spannungsverhältnis der Bewusstseinsräume Geschichte, Erinnerung, Wissenschaft und Gegenwart und lässt diese zu vielschichtigen Bildwelten verschmelzen. Das Absurde ist hierbei Realität und Potential zugleich, offenbart Höhen und Tiefen des Menschlichen und vergisst in dieser Ernsthaftigkeit nicht, leise bis laut über sich selbst zu lachen. Wie ein geöffnetes Fenster erscheinen Becherts Leinwände, Collagen und Zeichnungen, die den Blick auf einen farblich tief-dramatischen, federleichten oder mystisch-schimmernden Bildraum freigeben, der einer Figur oder Form Halt oder Haltlosigkeit bietet. Poetisch agieren konkrete Narrative mit freien Abstraktionen und halten das kompositorische Gewicht in träumerischer Sicherheit.

Brave New Worlds

Gruppenausstellung
Brave New Worlds
12.12.2015 – 30.12.2015

!!Temporärer Ausstellungsort!!
U-Werk Karoline (Messehallen)
Karolinenstrasse 45
20357 Hamburg

Künstler streben oft danach eine eigene Formensprache zu entwickeln, einen eigenen Stil, ein schlüssiges System. Die eigene Welt erschaffen. Eine in sich geschlossene und funktionierende Hypothese. Absurd oder Hyperreal, humorvoll oder ernst, aufrüttelnd oder beruhigend. Irgendwo schließt die vom Künstler erschaffene Welt dabei immer an bereits Bestehendes an. „Kunst ohne Kontext kann nicht gedacht werden.“ So hat der Hamburger Kunsthistoriker Wolfgang Kemp formuliert. Die Setzung des Kunstwerkes ist immer auch eine Besetzung, Gegensetzung, Fortsetzung, Übersetzung des Kontextes.

Das Genre der science-fiction funktioniert nach dem Prinzip der Fortsetzung des Kontextes. Meist wird in Form von Literatur, Bild oder Film eine Hypothese generiert, wie eine bestehende Gesellschaftsform sich mit ihrer Technologie weiterentwickeln kann und welche Konsequenzen das für das soziale Gefüge hat. Der Titel nimmt Bezug auf Huxley’s Werk von 1932, welches in Zeiten von aufkommenden Massenvernichtungswaffen, Weltkriegen und der ersten großen Krise des Kapitalismus geschrieben wurde. Dabei erdachte er eine mögliche zukünftige Gesellschaftsform mit dystopischem Charakter, auch um vor möglichen Folgen neuer Technologien zu warnen.
Bei solchen Szenarien geht es auch immer um die Frage welche Vorteile durch neue Entwicklungen entstehen und welchen Preis die Gesellschaft dafür zahlen muss. Solche Fragen haben in Zeiten des NSA-Skandals und internationaler Sicherheitspolitik einen aktuellen Charakter. Ein viel rezipiertes Hacker-Zitat lautet in diesem Kontext: „Das Buch 1984 war keine Anleitung.“

Künstlern und Künstlerinnen, die sich in ihrer Arbeit mit science-fiction und Dystopie auseinandersetzen widmet die Affenfaust Galerie mit „Brave New Worlds“ eine internationale Gruppenausstellung. Es wird künstlerischen Positionen, die sich mit dem popkulturellen Aspekt und der Ästhetik von Zahlen, unbekannten Welten und futuristischer Technik auseinandersetzen eine Plattform gegeben. Es wird aber auch die Ebene von zukunftskritischen und dystopischen Aspekten angesprochen. Durch Bilder werden Fragen aufgeworfen.

Entsprechend des Ausstellungsthemas wird die Ausstellung in dem ehemaligen Umspannwerk Karoline an den Messehallen stattfinden. Die kontrastreiche Architektur des Gebäudes, in der das alte Umspannwerk von dem modernen Messebau überbaut wird, bietet den geeigneten Kontext zur gezeigten Kunst.

Base Twentythree
Daniel Caleb Thompson
Deih
Doppeldenk
Drik the Villain
Elmar Lause
Fabian Wolf
Gabriella Rioux
210klappen
Heinrich Holtgreve
Hendrik Czakainski
Ivor Scott
Jakub Różalski
Joeggu Hossman
Johan Schäfer
Loodz
Mafia_Tabak
Malte Stienen
Mia Grau und Andree Weissert
Michal Plata
Nils Kasiske
Patrick Sellmann
Szum
WIUR
Zipper – Die Rakete

Vernissage, am 12.12., von 20 – 24 Uhr, Einlass bis 23:30.
Anschließend Aftershow Party im Volt und im PAL. Besucher der Ausstellung erhalten vergünstigten Eintritt.

P/ART

P/ART is a producer’s art fair. A platform for artists, art dealers and the art discourse. It connects emerging artists with an art savvy audience, creating an environment that promotes creative processes. Unlike traditional art fairs which mainly focus on the selling of artworks, P/ART is a platform which allows interaction and discussions around the dynamic art discourse.

The concept of P/ART ties the principle of a producer’s gallery with an innovative fair platform. This allows artists, which are selected by a jury of experts, to show their work in a curated setting, allowing them to engage directly with visitors and collectors. Dialogues regarding the nature and value of the artworks are therefore detached from their institutional character and are negotiated directly between the producer and recipient. Artist talks, panels and publications stimulate the exhibitions, making them come alive. In the supporting program, P/ART addresses discussions in response to the new emerging trend of art fairs acting as trading platforms.

P/ART kicked off in Hamburg in September 2013. In an abandoned industrial space P/ART hosted around 600 works by 70 artists. The interior architecture and design of the space was uniquely transformed in order to cater to the event, creating an exceptional atmosphere for both exhibitors and participants. A supporting program, consisting of performances, guided tours and panels complimented the exhibitions. In 2014 P/ART displayed the works of 81 artists on about 4000sqm in the former „Phoenix Factory“ in Hamburg.

Die P/ART ist eine Produzentenkunstmesse. Eine Plattform für KünstlerInnen, Kunsthandel und Kunstdiskurs. Sie bringt aufstrebende künstlerische Positionen und ein kunstinteressiertes Publikum zusammen und schafft einen Ort, an dem kreative Prozesse losgetreten werden. Statt einer rein wirtschaftlich agierenden Plattform möchte sie einen Mehrwert schaffen, der über die Verkaufsförderung von regulären Messen hinaus geht.

Das Konzept der P/ART überträgt das Prinzip der Produzentengalerie auf ein neuartiges Messeformat: Durch eine Fachjury ausgewählte KünstlerInnen zeigen ihre Werke in einem kuratierten Rahmen und treten in direkten Dialog mit den Sammlerinnen und Sammlern. Fragen nach dem Wesen und dem Wert der Kunst werden so von ihrer institutionellen Prägung gelöst und unmittelbar zwischen Produzent und Rezipient ausgehandelt. In Künstlergesprächen, Diskussionsrunden oder im direkten Dialog werden Inhalte ausgetauscht. Als Reaktion auf den Boom der Distributionsform Kunstmesse möchten wir die Fragen, die mit einer solchen Entwicklung einhergehen, offen zur Sprache bringen.

http://producersartfair.com/